„Besprechung im Büro. Sieben Schreibtische, ein Sofa, eine Schaukel. Wir überlegen, zum Thema Public Interest Design eine Art Action Performance, eine Action Research durchzuführen.
Die Überlegung dahinter: Erproben, wie ein Text zum Thema Public Interest Design mit der Öffentlichkeit geschrieben werden kann. Wir wollten also keinen Text über Public In- terest Design schreiben, sondern eine Intervention an einem Ort, durch die das öffent- liche Interesse sichtbar wird, durchführen – ein praktischer Beitrag als Beschreibung, was Public Interest Design sein könnte.
Die Motivation: Ohne für uns definiert zu haben, was Public Interest Design ist, spricht der Begriff uns an, er spiegelt ein Stück weit das, was wir als unsere Arbeit betrachten – Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, politischen Themen durch Denken in und über Gestaltung.[...]
Es kommt allerdings nicht zur Durchführung. Warum? Man könnte sagen: Das Vorhaben hat sich verschleppt. Man könnte aber auch sagen: Es war der Wurm drin. Irgendetwas stimmte nicht. Wir diskutieren. Gegenüber der Idee, eine performative Intervention oder interventionistische Performance als Illustration, Exemplifizierung von Public Interest Design durchzuführen, entsteht ein immer größeres Unbehagen. Wir entscheiden uns, die Diskussion aufzuzeichnen, also im Büro das klassische, akademische Format ›Po- diumsdiskussion‹ zu simulieren, das um Begriffe wie ›Unbehagen‹, ›Selbstzweifel‹ und ›Advocacy‹ kreisen. Die einzelnen Sprecherstimmen wurden entpersonalisiert und ran- domisiert. Zu unserer internen Diskussion gesellt sich eine Stimme aus dem Off.“
Friedrich von Borries · Frieder Bohaumilitzky · Jens-Uwe Fischer · Benjamin Kasten, “Der Designer als Verwaltungsfachangestellter der Zukunft. Oder: Wie man mit Design die Demokratie verteidigen und weiterentwickeln kann”, in: Christoph Rodatz · Pierre Smolarski (Hg.), Was ist Public Interest Design? Beiträge zur Gestaltung öffentlicher Interessen, transcript, Bielefeld, 2018, S. 261-270.
DOI: https://doi.org/10.14361/9783839445761-017
DOI: https://doi.org/10.14361/9783839445761-017